... Doch stattdessen zog ich mich an, verließ die Wohnung noch ohne den ersten Kaffee und lief zur Agentur, die nur wenige Meter von meinem Zuhause entfernt lag. Alles war noch dunkel, der Wachmann noch von der Nachtschicht vor Ort und drehte seine Runden. Mir war schlecht, als ich mich vor den Rechner setzte. Mein Magen rebellierte aufgrund des Stresses und des Schlafmangels. Meine zwei DIN A3-Seiten große Excel-Liste verschwamm vor meinen Augen.

Aber es half ja nichts! Die Arbeit war da und musste gemacht werden, basta! „Irgendwie muss ich es schaffen“, beschwor ich mich selbst. Musste mich noch besser organisieren, die Aufgaben noch mehr bündeln, noch mehr Stunden arbeiten, noch länger in der Agentur bleiben ... Ich sah keinen anderen Ausweg, als loszulegen und eine Aufgabe nach der anderen abzuarbeiten. Und zu beten, dass keine gravierenden Fehler passierten, die schnell einen Rattenschwanz an Kosten nach sich ziehen konnten. Einmal falsch gedruckt, war gedruckt. Das würde sich nur durch Neudruck korrigieren lassen, wofür wir weder Budget und schon gar nicht die Zeit hatten.

Im Nachhinein konnte ich nicht mehr sagen, wie ich es schaffte. Ich weiß aber, dass mein Chef sich großes Lob beim Kunden abholte und meiner Excel-Liste, mit der auch die angrenzenden Abteilungen gearbeitet hatten, viel Anerkennung gezollt wurde. Dass sie von mir stammte, ich sie aufgebaut, gepflegt, aktualisiert und damit das Projekt überhaupt erst transparent und erfolgreich gemacht hatte, fiel unter den Tisch. Dito mein Einsatz, Blut, Schweiß und Tränen.

Heute weiß ich, dass ich wochenlang über meine Grenzen ging. Dass mir mein Körper permanent signalisierte, dass hier etwas ganz und gar nicht okay war. Dass meine familiäre Prägung, Leistung erbringen zu müssen, koste es, was es wolle, keine Limits kannte. Dass die alten Glaubenssätze in mir mit voller Wucht wirkten: „Du bist nur etwas wert, wenn Du gute Arbeit machst, dein persönliches Befinden spielt dabei keine Rolle.“ Dass es niemand gab, der mich stoppte, keinen Vorgesetzten, der seiner Fürsorgepflicht nachkam. Der gesagt hätte: „Elli, ich sehe, es geht Dir schlecht, wir müssen Unterstützung für dich finden.“ Im Gegenteil, er nutzte es aus, kam es ihm doch zupass, dass er sich durch mein vielfaches Engagement und übermenschliche Leistung profilieren konnte.

Ich kündigte. Ohne zu wissen, wie es weitergehen sollte. Noch nie hatte ich gekündigt, ohne einen Anschlussjob zu haben. Doch mein Körper streikte. Und ich hatte gelernt. Hatte endlich verstanden, dass ich für mich selbst sorgen musste, für meine Gesundheit, meine körperliche und mentale Unversehrtheit, denn jemand anderes tat es nicht. Und ich schwor mir, wenn ich die systemische Coachingausbildung, die ich ein paar Monate zuvor begonnen hatte, beendet haben würde, dann würde ICH diejenige sein, die mit Herz und Verstand beisteht und fragen würde: „Wie geht es Dir WIRKLICH? Wo sind Deine GRENZEN? Was brauchst Du, um GESUND zu bleiben?".

Diese Aufgabe erfüllt mich heute mit Liebe und Dankbarkeit! Es gibt für mich nichts Schöneres, als anderen Menschen beizustehen. Sie zu unterstützen in ihrer persönlichen Weiterentwicklung, in ihrem Glück, in ihrer Lebensfreude – die so schnell abhanden kommen kann, wie ich selber erfahren habe. Und das war nur ein Beispiel von vielen ...

Wo stehen Sie in Ihrem Leben? 

Ich freue mich, wenn ich Sie unterstützen darf. 

Herzlichst, Ihre Elizabeth Baumann